Freitag, 6. April 2018

City – City




City – City


Besetzung:

Georgi Gogow – bass, violin
Toni Krahl – vocals, 12-string guitar
Klaus Selmke – drums
Fritz Puppel – guitar


Label: BMG Ariola (ursprünglich Deutsche Schallplatten GmbH, Amiga)


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Pop, Rock, Rock’n’Roll, Blues


Trackliste:

1. Es ist unheimlich heiß (4:31)
2. Der King vom Prenzlauer Berg (4:55)
3. Nachts um halb eins (3:54)
4. Traudl (3:16)
5. Meister aller Klassen (5:34)
6. Am Fenster (17:24)
I. Traum
II. Tagtraum
III. Am Fenster

Gesamtspieldauer: 39:36




City ist eine ostdeutsche Band, die im Jahr 1972 in Ost-Berlin gegründet wurde und bis heute aktiv ist. 1977 wurde das erste Album der Band veröffentlicht und trug den Namen „Am Fenster“. In West-Deutschland erschien das erste Album unter dem eigenen Namen, kurz „City“. Auf der Platte befindet sich das Lied „Am Fenster“, ein Titel, welcher bis heute weltweit gut zehn Millionen Mal verkauft wurde. Die Debut-Platte selbst, die die siebzehnminütige Version des Liedes enthält, bringt es immerhin bereits eine halbe Millionen Kopien. Das Lied „Am Fenster“ ist der größte Erfolg, den ein DDR-Lied in West-Deutschland erreichte.

Nun, „City“ von City lohnt auch allein wegen dieser Nummer, die restlichen fünf Stücke sind eher biederer Rock beziehungsweise Blues. Lieder, die auch textlich gesehen heute eher unfreiwillig komisch wirken. Die Nummern gehen auch nicht ins Ohr, klingen so mit und verhallen schließlich schnell wieder. Während am Fenster eher im Progressive Rock beheimatet ist, bewegen sich die restlichen Stücke im Bereich des Rock’n’Rolls, Blues‘ und Pops. Keine grauenvolle Musik, bestimmt nicht, jedoch leider schon etwas belanglos und überwiegend langweilig.

Ganz anders dann „Am Fenster“, was wohl eher durch Zufall aufgenommen wurde, da gerade noch Studiozeit zur Verfügung stand. Das Lied ist auf der deutschen Album-Version dreigeteilt. Der Abschnitt „Traum“ besteht aus wunderschönen und sanften Klängen der akustischen Gitarre, zu denen sich dann das Violinen-Spiel des Georgi Gogow gesellt. Irgendwie warme Musik, sehr harmonisch und eingängig gehalten. Bis hierher ist das Lied ein reines Instrumentalstück. Der zweite Teil, „Tagtraum“, folgt dann sehr abrupt ab Minute 4:40 und ist zunächst eine Art Klangkollage mit Wecker-Ticken, Glockenläuten und Geschepper, in das dann das Gezupfe einer Gitarre integriert wird. Dies klingt nach Stimmen des Instruments, zu dem auch gesummt und etwas schräg gepfiffen wird. Um 6:33 startet schließlich der dritte Teil des Stücks, das eigentliche und ursprüngliche Lied, welches natürlich ebenfalls „Am Fenster“ heißt.

Die Violine setzt wieder ein, das Schlagzeug ebenfalls und es entwickelt sich ein sehr melodiöser Titel, der sofort ins Ohr geht und dabei sehr melancholisch bis sentimental klingt. Dieser Teil ist auch mit Gesang versehen und man hört das gesungene Gedicht der Hildegard Maria Rauchfuß, bei der die zweite Strophe zweimal gesungen wird, da Sänger Toni Krahl bei der Aufnahme die dritte Strophe vergessen hatte. Macht nichts, die Nummer wirkt auch so. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, diesen Text noch häufiger zu wiederholen, denn das ab und an gesungene „Na, Na, Na, Na“ nervt mit der Zeit. Aber das ist selbstverständlich Geschmackssache. Das Lied ist wahrlich gelungen, geht ins Ohr und klingt einfach wunderschön.

Fazit: „Am Fenster“ ist das erfolgreichste ostdeutsche Lied in der BRD. Und genau das nicht ohne Grund, die Nummer klingt warm, sehnsüchtig, eingängig und ist sehr abwechslungsreich. Gerade die Kombination von akustischer Gitarre und Violine erzeugt hier eine wunderbare Atmosphäre, in die einzutauchen lohnt. Die restlichen Stücke reichen bei Weitem nicht mehr an die Qualität von „Am Fenster“ heran. Aber nicht weiter schlimm, allein wegen diesem Titel lohnt sich der Kauf. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Am Fenster