Samstag, 31. März 2018

Motorpsycho – Angels And Daemons At Play




Motorpsycho – Angels And Daemons At Play


Besetzung:

Bent Sæther – vocals, bass, electric & acoustic guitars, piano, mellotron, rhodes, moog taurus, percussion, drum solo on "Sideway Spiral I"
Hans Magnus Ryan – vocals, electric & acoustic guitars, bass, double bass, piano, organ, vibraphone, moog taurus, percussion, drums on "Atlantic Swing"
Håkon Gebhardt – drums, percussion, banjo, piano, vocals


Gastmusiker:

Ole Henrik Moe – alto + soprano saw, piano, violin
Deathprod (Helge Sten) – oscillators, echoplex, reverators, ring modulators
Morten Fagervik – guitar on „Atlantis Swing“
Knut Ålefjær – thundersheets
Marius Søbye – thundersheets
Winnifred Ryan – vocals


Label: Stickman Records


Erscheinungsdatum: 1997


Stil: Rock, Progressive Rock


Trackliste:

CD1 (Angels And Daemons At Play Vol. 1 The Original Album - Baby Scooter): 

1. Sideway Spiral I (2:33)
2. Walking On The Water (4:19)
3. Heartattack Mac (7:41)
4. Pills, Powders And Passion Plays (Miss Mitchell In The Ladies Room) (3:24)
5. In The Family (4:51)

CD2 (Angels And Daemons At Play Vol. 2 The Original Album - Have Spacesuit, Will Travel):

1. Have Spacesuit, Will Travel (29:58)

Un Chien Despace
Have Spacesuit, Will Travel
Ohms Concerto For Alto And Soprano Saw

CD3 (Angels And Daemons At Play Vol. 3 The Original Album - Lovelight):

1. Sideway Spiral II (3:22)
2. Like Always (3:39)
3. Stalemate (4:55)
4. Starmelt / Lovelight (3:30)
5. Timothy's Monster (4:14)
6. Untitled (1:35)

CD4 (Angels And Daemons At Play Vol. 4 The Ones That Got Away: B-Sides, Rarities & Live Recordings):

1. Starmelt / Lovelight (3:52)
2. Up Our Sleeves (3:36
3. Wishing Well (5:06)
4. Flick Of The Wrist (8:51)
5. Instamatic (3:06)
6. Back To Source (6:37)
7. Caterpillar (4:50)
8. King Bong Hop (2:48)
9. Star Dancer Vs Car Cancer (3:07)
10. La'Moen Rag (2:01)
11. Baby Jesus II (2:07)
12. Mad Sun (3:02)
13. Nature's Way (2:18)
14. Syk (2:18)
15. Un Chien D'Espace (17:17)
16.Timothy In The Magic City (3:44)

CD5 (Angels And Daemons At Play Vol. 5 Rockefeller, March 14, 1997 Part 1):

1. Komet (26:48)
2. S. T. G. (11:40)
3. Kill Some Day (5:52)
4. Like Always (3:46)
5. Heartattack Mac (9:38)
6. Pills, Powders And Passion Plays (4:23)
7. The Nerve Tattoo (4:59)
8. Young Man Blues (5:42)
9. Starmelt / Lovelight (3:35)

CD6 (Angels And Daemons At Play Vol. 6 Rockefeller, March 14, 1997 Part 2):

1. Un Chien D'Espace (17:44)
2. Sideway Spiral II (3:30)
3. You Lied (4:35)
4. Hogwash (11:06)
5. The One That Went Away (3:18)
6. Nothing To Say (11:57)
7. Into The Sun (7:11)
8. The Golden Core (15:21)

Gesamtspieldauer: CD1 (22:50) und CD2 (29:58) und CD3 (21:18) und CD4 (1:14:48) und CD5 (1:16:27) und CD6 (1:14:45): 5:00:06




Bei den Plattenveröffentlichungen der norwegischen Band Motorpsycho durchzusteigen ist nicht ganz so einfach. Neben einer ganzen Menge an Nebenprojekten wurden bis zum Jahr 2002 auch insgesamt fünfzehn EPs veröffentlicht, die zum Teil auch wieder in reguläre Alben mit einflossen. Das Album „Angels And Daemons At Play“ ist solch eine Platte, denn die Scheibe ist nicht nur das sechste vollständige Studioalbum von Motorpsycho, sondern setzt sich aus drei EPs zusammen. „Angels And Daemons At Play“ erschien im Jahr 1997 auf dem Plattenlabel Stickman Records, die drei zugrundeliegenden Scheiben „Babyscooter“ (veröffentlicht am 27. Januar 1997, „Have Spacesuit Will Travel“ (3. Februar) und „Lovelight“ (10. February) ebenfalls. Von diesen EPs wurden nur je 500 Kopien gedruckt und sind bei Fans begehrte Sammlerobjekte. Alle drei zusammen ergeben das Album „Angels And Daemons At Play“.

Die Wiederveröffentlichung der Scheibe wartet mit jeder Menge zusätzlichem Material auf. Ursprünglich wurde das Album in drei verschiedenen Ausgaben veröffentlicht, was auch den Plattenfirmen Sony und Stickman Records Schweißperlen auf die Stirn trieb. Eine Doppel-LP-Ausgabe für die Vinyl-Fans, eine gekürzte Single-CD-Version sowie eine dreifach CD-Box, die nun auch auf der Wiederveröffentlichung vorhanden ist. Diese CD-Box entspricht den ersten drei CDs der CD-Box aus dem Jahr 2016. Dazu kommt eine vierte CD. Diese beinhaltet Lieder der EP „Starmelt“ (Titel 1-5), ebenfalls ursprünglich veröffentlicht im Jahr 1997. Die Titel 5-8 sind Outtakes aus den Sessions zu „Angels And Daemons At Play“ beziehungsweise deren entsprechenden EPs. Die Titel 9-11 waren Teil einer Benefiz-Platte mit dem Namen „Mot Riving“. Die Lieder 12-16 vervollständigen und ergänzen diese CD unter anderem mit Späßen („Syk“), Improvisationen („Timothy In The Magic City“), Live-Einspielungen („Mad Sun“) bis allerersten Aufnahmen („Un Chien d’Espace“) von Stücken. Damit ergibt sich ein breites, jedoch nicht zusammengestückeltes Sammelsurium verschiedenster Lieder. Die CDs 6 und 7 beinhalten schließlich den Live-Mitschnitt eines Konzertes am 14. März 1997. Die Aufnahmequalität ist dabei nicht die beste und bewegt sich eher auf mittlerem Bootleg-Niveau. „Deathprod“ alias Helge Sten ist hier zu Beginn mit dem Titel „Komet“ zu hören, bevor Motorpsycho übernimmt. Im beiliegenden Booklet wird auch auf die zum Teil weniger gute Qualität der Aufnahmen hingewiesen, mit dem Vermerk, dass man sich aus „historischen“ Gründen entschloss, der Nachwelt und der Fangemeinde das Erlebnis dieses Konzertes zu erhalten.

Musikalisch gesehen hinterlässt „Angels And Daemons At Play“ einen etwas durchwachsenen Eindruck. Die Musik bewegt sich auf der Scheibe irgendwo zwischen relativ „normaler“ Rock Musik, bis hin zu durchaus progressiven Ansätzen. Dabei steht auf diesen verschiedenen CDs die „singende Säge“ stark im Fokus, die immer wieder ihre Auftritte erhält. Dies hält auch die Musik auf „Angels And Daemons At Play“ stilistisch etwas zusammen. Ins Ohr gehen nicht unbedingt alle Titel – auch nicht nach mehreren Durchläufen. Einiges auf dem Album klingt austauschbar, wenn es sich dabei auch durchaus um gut gemachten Rock handelt. Von den Alben der späteren Jahre sind die Norweger hier allerdings musikalisch gesehen noch sehr weit entfernt.

Von den drei auf „Angels And Daemons At Play“ enthaltenen EPs kann am ehesten „Have Spacesuit, Will Travel“ mit seinen drei Abschnitten „Un Chien Despace“, „Have Spacesuit, Will Travel“ sowie „Ohms Concerto For Alto And Soprano Saw“ überzeugen. Während die ersten beiden Teile über dreizehn Minuten lang erklingen, so dauert das „Sägen-Lied“ keine zwei Minuten an. In diesen ersten beiden Abschnitten klingen Motorpsycho dabei nicht nur mitreißend und abwechslungsreich, sondern auch progressiv – und sie sind es auch. Die singende Säge ist hier ebenfalls präsent und begleitet sehr abwechslungsreiche und mitreißende Stücke, die nach wenigen Malen des Hörens sogar sehr gut ins Ohr gehen. Gerockt wird hier, schräg und doch wieder direkt und solch eine lange „Wah Wah“-Passage wie auf dem eigentlichen „Have Spacesuit, Will Travel“ bekommt man sonst auch nicht alle Tage zu hören.

Auf CD3, der EP „Lovelight“, überzeugt am meisten das eher sanfte und ein wenig nach den 60ern klingende „Stalemate“. Auf der vierten CD sind es die Nummern „Wishing Well“ und „Back To Source“. „Wishing Well“ klingt so wunderschön entspannt und bei „Back To Source“ wechseln sich die rockigen und sanfteren Parts auf perfekte Art und Weise ab. Dieser letzte Titel war sogar auf der Vinyl-Ausgabe des Albums enthalten, auf der digitalen Ausgabe der Platte dann nicht mehr. Schwer zu verstehen, denn das Lied ist ein Höhepunkt des Albums, während dem die ganze Welt zu explodieren scheint. Bleiben schließlich noch die beiden Live-CDs. Auch wenn der Klang hier sicherlich nicht der beste ist, das Publikum-Gebrabbel stört doch manchmal sehr, so geben diese beiden CDs doch sehr schön die Live-Atmosphäre eines Motorpsycho-Albums wieder. Eine schöne Zugabe.

Fazit: Es gibt so viel zu hören, auf einem neu aufgelegten Motorpsycho Album. Im Falle des sechsten Albums der Band, „Angels And Daemons At Play“, sind das gleich insgesamt über fünf Stunden Musik. Drei EPs gibt es hier zu hören, auf der vierten CD noch eine vierte EP dazu und jede Menge weiteres Bonusmaterial. Hinzu kommt noch ein vollständiger Konzertmitschnitt auf den CDs 5 und 6. Die Musik von Motorpsycho ist dabei noch nicht immer ganz so innovativ, wie auf den Veröffentlichungen im 21. Jahrhundert, der Weg der Band kristallisierte sich allerdings bereits deutlich heraus. „Angels And Daemons At Play“ ist alles andere als Massenware, Rock und Progressive Rock, der überzeugt – in beiden Fällen. Elf Punkte.

Anspieltipps: Have Spacesuit Will Travel, Stalemate, Wishing Well, Back To Source